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Sonntag, 22. März 2009

Absoulute Beginners

Nachdem sie nach Indien versetzt wurde, versuchten sie, auch für ihren Mann ein Arbeitsvisum zu beantragen. Es stellte sich auf dem Behördenweg als unmöglich heraus. Kollegen meinten, das ginge eh nur durch Schmiergeld – das sei der quasi-offizielle Weg.
Aber das stellte sie vor ein weiteres Problem: wie wählte man diesen Weg? Rief man bei dem Amt an und sagte: „Also ich würde dann die Option B in Anspruch nehmen – und sie schmieren.“
Als Deutsche war sie da völlig unerfahren.
Eine einheimische Kollegin nahm das dann in die Hand und regelte das. Sie hätte gerne gewusst, wie sie das angegangen war.

Sibirien

Der Leiter des Kulturamts der Stadt beging einen kardinalen Fehler: er schickte die private E-Mail mit Schmähungen der neuen Bürgermeisterin aus Versehen an sämtliche E-Mail-Adressen der Stadtverwaltung. Das Resultat des folgenden Disziplinarverfahrens: er wurde für fünf Jahre in eine mittlere Stellung im städtischen Klärwerk strafversetzt.

Die Nackten und die Toten

Der alte Friedhof ragt in die Bucht hinein auf einem Felsen, zu seinen Füßen ist ein Sandstrand, an dem wir schwimmen gehen. Unten liegen die Lebenden, oben die Toten.

Montag, 23. Juli 2007

Crash Course

"Ich musste mir nicht lange Illusionen über das Arbeitsleben machen" sagt er. "Ich hatte zwei nette Kollegen, die mich am ersten Tag freundlich zur Seite nahmen und meinten 'Pass mal auf, Junge, wir müssen dir noch was bezüglich der Arbeit sagen: Es ist alles Scheiße!'."

Wunderland

In der Reihe vor mir in der Straßenbahn sitzt eine Frau, von der ich nur den Hinterkopf sehe. Sie singt die ganze Fahrt über mit kräftiger Stimme "Ich bin ein Wiesenkaninchen" auf die Melodie von "For he's a jolly good fellow".
Zumindest verstehe ich das zunächst.
Dann aber variiert sie "Ich bin ein Riesenkaninchen, ich bin ein riesiger Hase, ich bin ein Riesenkaninchen, HOPPEL-DI-HOPPEL-DI-HOPP!".
Ein Riesenkaninchen - das macht mehr Sinn als ein Wiesenkaninchen.
Aber besser wird es dadurch dennoch nicht.

Samstag, 21. Juli 2007

Kurz vor Schluss

Als sie aus dem heruntergekommenen Haus in Friedrichshain auszog, stellte sie fest, dass sie wirklich der allerletzte Mensch war, der dort noch gewohnt hatte. Es zogen schon die Abrisstruppen heran.

Haarblind

„Es soll Leute geben, die sind „gesichtsblind“ – sie nehmen Gesichter nicht wirklich wahr, und wenn jemand eine neue Frisur hat, erkennen sie ihn nicht wieder. Ich bin wohl eher „haarblind“: wenn eine Frau eine neue Frisur hat, bemerke ich das nicht.“

Unter Kollegen

Mein neuer Arbeitgeber hatte seine Büros in einer Straße, die abends zum Rotlichtviertel wurde. Die realen Konsequenzen bekam ich zu spüren, als ich das erste Mal bis in den Abend hinein arbeitete: der Heimweg war ein einziges Ausschlagen von Angeboten.
"Na, hast du etwas Zeit für mich?"
"Hallo Süßer, kommst du mit mir?"
"Wie wär's mit ner kleinen Handentspannung?"
Was sollte ich sagen?
Ich arbeite doch auch hier?

Montag, 12. März 2007

Hello Sunshine

Sie sitzt am Frühstückstisch und starrt ins Leere, rührt, mechanisch in ihrem Kaffee herum.
„Was ist los?“, frage ich. „Bist du schlecht gelaunt?“
„Ich bin nicht schlecht gelaunt“, sagt sie. „Ich bin nur noch nicht gut gelaunt.“

Sonntag, 11. März 2007

Safety Shoes

Als das Flugzeug in Turbulenzen gerät, ziehe ich mir erschrocken schnell wieder meine Schuhe an – der Gedanke beunruhigt mich, barfuß abzustürzen.

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...ist ein elektronisches Sudelbuch von Bernd Michael Hartmann.

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