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Montag, 27. März 2006

Let's Dance

Auf dem Ball zwingt sie einen am Rande herumstehenden Mann mit ihr zu tanzen.
“Ich kann aber nicht tanzen.“
“Nix da. Ausflüchte. Wer auf einen Ball geht, kann auch tanzen. So.“
“Es geht aber wirklich nicht.“
“LOS!“
Kleinlaut kommt er mit auf die Tanzfläche. Doch nach einem Tanz will er sich wieder losmachen.
“Was? Wir haben doch kaum getanzt. Bleib schon.“
“Ja. Ich weiß, aber...“
“Kein aber!“
“...ich muss...“
“Was?“
“Auf die Bühne. Ich muss jetzt auftreten.“

That's the truth - Tell me Yours

“Hattest Du einen Orgasmus?“
“Nein.“
“Doch!“

Die dunkle Seite des Mondes

Gegen Ende ihres Lebens zog sich sich in ein ewiges Land des Lächelns zurück, das sich irgendwo tief in ihrem Kopf befand. Manchmal würde sie daraus für einen kurzen Moment auftauchen und fragen:
“Wer sind denn all die Menschen hier? Ich kenne ja niemanden.“
“Der da ist dein Enkel, auf den du immer so stolz warst. Und ich bin deine Tochter.“
“So? Wie lange denn schon?“
“Schon immer.“
“Junge, Junge, hier kannste was erleben“, sagte sie dann verblüfft.

Sonntag, 26. März 2006

Indiana Jones in love

„Ich halte nichts von Beziehungen, die aus Extremsituationen entstehen. Das hält nicht lange.“
„Meinst du? Und warum sollte das nicht klappen?“
„Na, schau dir doch einfach mal zum Beispiel die Indiana Jones Filme an: Da hat er in drei verschiedenen Filmen drei verschiedene Partnerinnen. Denk mal drüber nach.“

Der Vorhang der Nacht

Es regnete, obwohl der Nachthimmel klar war. Die Sterne funkelten und nirgendwo war der Schatten einer Wolke zu sehen. Vielleicht war das ja alles Unsinn, dass der Weltraum unendlich war und die Sterne andere Sonnen. Vielleicht waren die Sterne ja doch Löcher in der Himmelskuppel, durch die das Urmeer hereintropfte.

Titus

Die Kollegin, mit der ich bisher kaum mehr als Begrüßungsfloskeln gewechselt hatte, holt sich einen Ausdruck aus dem Drucker neben mir ab, zögert neben mir dann unschlüssig für einen Moment, dreht sich dann zu mir und sagt: "Weißt du, ich hatte heute morgen einen komischen Traum. Da habe ich geträumt, dass ein neuer Mitarbeiter zu uns gekommen ist, der genauso aussah wie du. Aber er hieß Titus." Sie schaut mich an. "Das wollte ich dir nur sagen." Sie dreht sich um und geht schnell wieder.

There's Something About Alice

Sie hatte alle Bücher von Alice Munro gelesen, sie waren so etwas wie ihr Rettungsanker in schwierigen Zeiten gewesen. Wenn sie Trost brauchte und Abstand von ihrem Leben, versank sie in Munros Geschichten, und noch nie hatte sie Alice Munro enttäuscht. Sie hatte alle Bücher gelesen - bis auf eines. Das besaß sie auch, es stand in ihrem Schrank. Doch sie konnte sich immer beherrschen und las es nicht. Denn sie wusste: Einmal würde eine Zeit auf sie zukommen, die schwieriger sein würde als alles bevor; und dann würde sie dankbar sein, diesen einen Band von Alice Munro aus dem Schrank ziehen und darin versinken zu können. Sie wusste nichts über diesen Band, aber sie vertraute Alice Munro, dass sie sie nicht enttäuschen würde.

Mighty Aphrodite

"Ich würde sie gerne mal fragen, wie es eigentlich so ist, schön zu sein."
"Soll das ein Kompliment sein?"
"Gar nicht mal. Es würde mich schlicht interessieren, was das mit einem macht, zu wissen dass man eine Frau ist und schön. Wann ist ihr das selbst zum ersten Mal bewusst geworden? Hat sie das schon als kleines Mädchen genutzt, dass ihr niemand einen Wunsch abschlagen konnte?"

One Flew Over the Cuckoo's Nest

M. erzählte mir, dass er früher mehrere Jahre lang als Pfleger in der Psychatrie gearbeitet hatte. Regelmäßig spielte er da mit vier Alzheimer-Patienten "Mensch, ärgere dich nicht". Das war eine prägende Erfahrung - denn im Grunde war er der einzige, der sich an den Spielverlauf erinnerte. So musste er auch für die anderen mitspielen.
"Wenn ich multiple Persönlichkeiten habe", meinte M. "dann stammt das aus dieser Zeit."

Waterworld

Seit kurzem trank Martin keinen Tropfen mehr. Seit er dieses Erlebnis hatte. Früher war Martin immer gut dabei, trank nicht zu knapp und hatte auch Spaß daran. Dann aber kam ein Abend, an dem er ziemlich betrunken an der Straßenbahnhaltestelle endete. Ein Punker setzte sich neben ihn und unterhielt sich vertraut mit ihm. Das irritierte Martin nicht - bis der Punker sich nahe an ihn heranbeugte und ihn verständnisvoll fragte:
"Und? Wie lange lebst Du schon auf der Straße?"
Martin gab dem Punker alles, was er an Kleingeld dabeihatte, 1.60 Euro, stand auf und bestellte sich ein Taxi. Seitdem trank er nur noch Wasser.

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...ist ein elektronisches Sudelbuch von Bernd Michael Hartmann.

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